Manchmal lohnt es sich, einen Blick auf die reinen Zahlen zu werfen. Insbesondere, wenn es darum geht, die Entwicklungen bei Markenanmeldungen und Eintragungen zu analysieren.
Da die vollständigen Daten für das Jahr 2023 erst Mitte 2024 veröffentlicht wurden, können wir Ihnen nun eine fundierte Analyse der aktuellen Entwicklungen im Markenrecht präsentieren.
Auch 2023 gab es interessante Statistiken, die spannende Einblicke in die Welt der gewerblichen Schutzrechte bieten. Und welche Rückschlüsse man daraus zieht, ist natürlich eine andere Frage.
DPMA: Stabilität und hohe Ablehnungsquote
Das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) registrierte im Jahr 2023 insgesamt 75.260 Markenanmeldungen. Dies bedeutet eine leichte Steigerung von 2,7 % im Vergleich zum Vorjahr. Von allen Anmeldungen (darunter natürlich auch solche aus den Vorjahren) wurden 70.732 Verfahren abgeschlossen, was zu 48.665 Eintragungen führte.
Was geschieht mit dem Rest? Viele Anmeldungen werden nicht eingetragen – sei es, weil die gesetzlichen Schutzvoraussetzungen nicht erfüllt sind, oder weil Anmelder ihre Anmeldung zurückziehen. Die Ablehnungsquote beim DPMA liegt mit 6.629 Fällen weiterhin bei etwa 9,4 %. Das zeigt auch, wie streng die Prüfung durch das Amt ist und dass es sich in jedem Fall lohnt, vor der Anmeldung fachlichen Rat einzuholen.
Interessant ist auch der Anteil der Anmeldungen von Unternehmen mit Sitz im Ausland. Dieser lag mit 5665 Anmeldungen bei immerhin 10,6 % über dem Anteil des Vorjahres.
Noch ein Spitzenplatz aus der Statistik: Das Unternehmen mit den meisten Markeneintragungen 2023 war die Bayerische Motoren Werke AG. 108 Eintragungen wurden vom DPMA für den Fahrzeughersteller aus München vorgenommen.
EUIPO: Ein globales Spielfeld
Beim Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) zeigt sich ein anderes Bild. Hier gab es im Jahr 2023 insgesamt 175.688 Anmeldungen. Die Ablehnungsquote (wegen bestehender absoluter Schutzhindernisse) lag auch 2023 bei nur rund 8 %, was die im Vergleich großzügigere Prüfungspraxis unterstreicht. Besonders bemerkenswert ist die Herkunft der Markenanmeldungen: Die meisten kamen aus China, gefolgt von Deutschland und den USA. Damit wird deutlich, wie global das Interesse an einer Unionsmarke ist, die Schutz in allen 27 EU-Mitgliedstaaten bietet.
Regionale Unterschiede in Deutschland
Auch innerhalb Deutschlands gibt es interessante Entwicklungen. Nordrhein-Westfalen führt weiterhin die Liste der Bundesländer mit den meisten Markenanmeldungen an – mit 20.392 Anmeldungen im Jahr 2023. Doch pro Kopf gerechnet zeigt sich ein anderes Bild: Hier hat Hamburg mit 169 Anmeldungen pro 100.000 Einwohner die Nase vorn, gefolgt von Berlin (127), Nordrhein-Westfalen (112) sowie Bayern (84). Baden-Württemberg folgt mit 74 Anmeldungen pro 100.000 Einwohner erst auf dem folgenden Platz.
Warum diese Unterschiede? Bayern und Baden-Württemberg sind eigentlich als wirtschaftlich starke Regionen mit einer hohen Dichte an innovativen Unternehmen bekannt. Gleichzeitig sind Regionen wie Hamburg und Berlin aber aufgrund ihrer Start-up-Kultur überproportional aktiv. Besonders beliebt sind dort Markenanmeldungen aus den Bereichen Software und digitale Dienstleistungen. Erfreulich ist, dass Nordrhein-Westfalen in dieser Statistik immerhin den dritten Platz belegt
Trends und Ausblick
Interessant ist auch der Blick auf neue Trends. Begriffe wie „KI“, „Metaverse“ und andere IT-bezogene Zeichen sind zunehmend in Markenanmeldungen zu finden. Das zeigt, wie Unternehmen auf aktuelle Entwicklungen reagieren. Gleichzeitig bleibt die Marke eines der effizientesten Mittel, um Innovationen und Geschäftsmodelle zu schützen – und das bei vergleichsweise geringen Kosten.
Obwohl die Ablehnungsquote durch das DPMA relativ hoch ist, schreckt das Unternehmen nicht ab. Markenanmeldungen steigen kontinuierlich an und die Bedeutung von Marken als Schutzrecht wächst weiter. In einer globalisierten Wirtschaft bleibt die Marke ein unverzichtbares Werkzeug, um sich auf dem Markt zu behaupten.
Fazit
Die Zahlen von 2023 zeigen: Markenanmeldungen bleiben ein dynamisches Feld. Während das DPMA mit seiner strengen Prüfung für Qualität sorgt, bietet das EUIPO eine breitere internationale Plattform. Die regionalen Unterschiede und die Dominanz bestimmter Branchen spiegeln die Vielfalt und Stärke der deutschen Wirtschaft wider. Eins ist klar: Zahlen allein erzählen nicht die ganze Geschichte – aber sie liefern eine Menge Stoff für interessante Einblicke.
Während die Zahlen für 2023 stabil blieben, stellt sich die Frage, wie sich das aktuelle Jahr auf die Markenlandschaft auswirkt. Die wirtschaftlichen Herausforderungen in Deutschland, von steigenden Energiekosten bis hin zu einer gedämpften Konsumlaune, könnten auch die Markenanmeldungen beeinflussen. Es wäre nicht überraschend, wenn Unternehmen ihre Investitionen in neue Schutzrechte vorübergehend zurückfahren.
Doch Markenanmeldungen sind oft ein Indikator für Innovation und Zukunftsorientierung. Es bleibt spannend zu sehen, ob deutsche Unternehmen trotz der schwierigen Umstände weiterhin auf starke Markenschutzstrategien setzen. Erste Prognosen und Trends für 2024 werden Mitte nächsten Jahres verfügbar sein – und wir werden natürlich für Sie darauf achten.